Einige Anmerkungen zum Reflexempfang

Der Reflexempfänger hatte seine Blütezeit in den Anfangsjahren der Transistorisierung, also etwa in den 60er Jahren. Während bei den stationären Radiogeräten die Röhrensuper dominierten, enstanden parallel dazu die mit Transistoren bestückten, portablen "Kofferradios". Die Verwendung von Transistoren erlaubte aber auch den vergleichsweise einfachen und vor allem ungefährlichen Selbstbau von Radiogeräten. So gab es eine Reihe von preisgünstigen Bausätzen auf dem Markt. Es ist verständlich, dass nur einfache und unkritische Schaltungen, die zudem keinen komplizierten Abgleich erforderten, in Frage kamen. Andererseits sollte aus dem Wenigen möglichst viel herausgeholt werden. So wurde das Prinzip des Reflexempfangs populär.

Ebenso ist nachvollziehbar, dass fast alle Radio-Experimentierkästen mindestens eine Reflexschaltung in ihrem Repertoire hatten, und zwar über Jahrzehnte hinaus. Es ist die Effektivität, die das Reflexprinzip so interessant machte. Mit relativ geringem Schaltungsaufwand (und entsprechend wenig Bauteilen) konnte mit etwas Geschick ein Empfänger aufgebaut werden, der bei günstigen Verhältnissen einen bescheidenen Lautsprecherempfang lieferte, unter Verwendung einer Ferritantenne. Bei weniger günstigen Empfangsverhältnissen konnte immer noch eine Zusatzantenne angeschlossen werden.

Möglich wird dies durch die doppelte Ausnutzung des Transistors im Empfangsteil. Er verstärkt das HF-Signal, das anschließend mit einer Diode demoduliert wird. Die NF wird auf die Basis zurückgeleitet (deshalb "Reflexempfänger") und im selben Transistor erneut (mit)verstärkt. Die gleichzeitige Verstärkung von HF und NF ist bei hinreichendem Frequenzabstand problemlos möglich. Wichtig ist nur, dass die beiden Signale ordentlich voneinander getrennt werden, was eine sorgfältige Dimensionierung der Kondensatoren erfordert. Außerdem findet man in fast jedem Reflexempfänger eine HF-Drossel als Arbeitswiderstand für das HF-Signal, während die NF an einem Ohmschen Arbeitswiderstand abgegriffen wird.

Soviel zu dem Grundprinzip. In den Anleitungsbüchern zu den Experimentierkästen findet man Hinweise wie "doppelte Ausnutzung des Transistors". Damit wird eine effiziente Verwendung von Bauteilen suggeriert, doch das ist nicht das entscheidende Merkmal. Bedeutsamer ist die Tatsache, dass der Empfänger an seiner wichtigsten Stelle, nämlich in der Empfangsstufe, leistungsstärker und somit empfindlicher gemacht wird. Es kann mit den relativ schwachen Signalen der Ferritantenne gearbeitet werden, und Trennschärfeprobleme fallen nicht so sehr ins Gewicht. Natürlich muss eine gehörige NF-Nachverstärkung erfolgen, aber die stellt bei dem "gelieferten Material" kein Problem dar.

Im folgenden möchte ich nach und nach einige Reflexschaltungen vorstellen, aber nicht als Ergebnis eigener Experimente, sondern authentisch. Dass ich die Schaltungen trotzdem nachgebaut und getestet habe, versteht sich.

zurück