Übertrager

Übertrager werden benötigt, um eine Leistungsanpassung an einen niederohmigen Lautsprecher oder relativ niederohmigen Kopfhörer zu erzielen. Vom Prinzip her ist ein Übertrager nichts anderes als ein Transformator, der allerdings besonderen Ansprüchen gerecht werden muss, wenn er in qualitativ hochwertigen Endstufen eingesetzt werden soll. Solche Übertrager sind teuer und kommen für Radioexperimente wohl nicht Frage. Sie sind auch nicht unbedingt notwendig, man kann sich mit einfacheren Mitteln helfen.

Zur Erinnerung noch einmal die Zusammenhänge, an einem Beispiel erläutert. Angenommen, im Anodenzweig einer Röhre sollte für maximale Leistung ein Widerstand von 10 k vorhanden sein; der Kopfhörer hat aber nur 64 Ohm. Das entspricht einem Widerstandsverhältnis von rund 150:1. Diese Widerstandstransformation wird durch einen Übertrager erreicht, dessen Windungsverhältnis gleich der Wurzel aus dem Widerstandsverhältnis ist, also etwa 12:1.

Solche Miniatur-Übertrager wurden hauptsächlich in den kleinen Transistorgeräten der Anfangszeit der Transistorisierung eingesetzt. Für Printmontage gibt es sie heute noch zu kaufen, mit verschiedenen Windungsverhältnissen. Aber diese kleinen Dinger taugen nicht viel; die Tonqualität ist sehr schlecht. Tiefe Töne kommen fast gar nicht hinüber.

Obwohl für diesen Zweck nicht gebaut, sorgen normale Netztrafos für hinreichende Qualität. Sie sollten aber nicht zu klein sein (mindestens 10 W). Praktisch ist, dass sich aus der Sekundärspannung recht einfach das Windungsverhältnis berechnen lässt. Ein Trafo für 2 x 9 V hat das Windungsverhältnis 25:1 bzw. 12,5:1 (bei Reihenschaltung der Sekundärwicklungen).

Ein "echter" Übertrager aus einem Röhrenradio. Der Übertrager ist an eine Endstufe mit der Röhre EL41 angepasst. Das heißt aber nicht, dass er ohne weiteres für Röhenversuche mit niedrigen Spannungen geeignet ist. Dabei ist in der Regel ein größerer Anodenwiderstand und somit auch ein größeres Übertragungsverhältnis vorteilhafter.

Schließlich noch die Universallösung: ein sogenannter "100-V-Übertrager" mit diversen Anpassungsmöglichkeiten. Solche Übertrager sind einigermaßen günstig im Handel. Bei dem abgebildeten Bauteil handelt es sich nicht um einen Qualitätsübertrager, aber er erfüllt trotzdem zufriedenstellend seinen Zweck.

Am besten montiert man den Übertrager so, dass alle Anzapfungen verwendet werden könnnen. Es empfiehlt sich ferner, die angegebenen Ohm-Werte (oder Watt-Werte), die sich ja auf den 100 V-Betrieb beziehen, in Windungsverhältnisse umzurechen. Damit kann man einfacher umgehen.


Im konkreten Anwendungsfall muss man nicht haarscharf ausrechnen, wie groß das Windungsverhältnis zu sein hat; es reicht ein grobes Überschlagen oder das Ausprobieren. Es ist ja nicht so, dass bei Fehlanpassungen nichts mehr läuft. Schließlich geht es um die optimale Leistungsausbeute (= Lautstärke), und die kann man ganz einfach hören. Mit Windungsverhältnissen von 5:1, 10:1 und 20:1 kommt man jedenfalls ganz gut zurecht.

Üblicherweise liegt der Ausgangsübertrager im Kollektor- oder Anodenzweig der Schaltung. Zumindest theoretisch könnte man Erwägung ziehen, einen mittel- oder gar niederohmigen Hörer mit Hilfe eines Übertragers am Schwingkreis anzuschließen. Praktisch konnte mich das Ergebnis nicht überzeugen, aber ich habe es nur mit Miniatur-Übertragern versucht. Wie ich oben schon erwähnte, taugen sie nicht viel.

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