Die Antenne, die wichtigste Komponente

Eines vorweg: Wenn wir von Antennen sprechen, meinen wir immer auch den Erdanschluss oder das, was wir gerade dazu verwenden. Beide Teile gehören zusammen und bilden gemeinsam die Antenne.

Die aperiodischen, also nicht auf eine bestimmte Wellenlänge abgestimmten Antennen, mit denen wir es im Mittelwellenbereich und meistens auch im Kurzwellenbereich zu tun haben, sind vor allem durch ein hohes Maß an Unberechenbarkeit gekennzeichnet. Damit ist gemeint, dass wir kaum Chancen haben, die Eigenschaften der Antenne hinreichend genau zu bestimmen. Zwar können wir sagen, dass diese Antenne "viel hereinbringt" oder jene Antenne nur nachts einigermaßen tauglich ist; es wird uns aber nicht gelingen, das Verhalten solcher Antennen zu berechnen. Hier hilft nur eines, nämlich Experimentieren und Ausprobieren.

Nun zu den möglichen Antennenformen.

Die Drahtantenne außen (Mittelwelle)

Die beste Antennne für den Mittelwellenbereich ist nach wie vor die Außenantenne in Verbindung mit einer gut leitenden Erde. Dabei werden mindestens 10 m Draht oder Antennenlitze im Freien ausgepannt und zwar möglichst hoch und möglichst gut isoliert. Falls die Antennne dauerhaft installiert bleiben soll, ist ferner unbedingt ein Blitzschutz vorzusehen. Als Erde kann z.B. die Wasserleitung dienen, vorausgesetzt, sie hat einen guten Kontakt zur Erde.

Aber die Installation stößt in den meisten Fällen auf räumliche Probleme. Evtl. können wir jedoch auf den Dachboden ausweichen, vorausgesetzt, dass es dort keine Wärmeisolierung in Form von alukaschierten Dämmmatten gibt. Die Kaschierung würde nämlich die Antenne zu sehr abschirmen.

Ersatzantennen (Mittelwelle)

Bei einer Ersatzantenne werden vorhandene häusliche Installationen als Antenne zweckentfremdet. So kann die oben genannte Alukaschierung der Dachbodenisolierung eine leistungsstarke Antenne abgeben. Sie wirkt vor allem durch die große Fläche und eignet sich sehr gut auch für den Langwellenbereich.

Es gibt weitere Möglichkeiten, die wir ausprobieren können: die Dachrinne, das eiserne Balkongeländer, die Heizung, die Wasserleitung oder die Schutzleitung des Stromnetzes. Da könnte natürlich der Einwand kommen, dass die Heizung, um ein Beispiel zu nennen, doch eher eine vernünftige Erde abgibt. Im Prinzip stimmt das schon, doch sollten wir berücksichtigen, dass der Kontakt zum Erdboden gar nicht so gut ist, wie wir vielleicht spontan denken mögen. Außerdem ist der Weg dorthin oft ziemlich lang, so dass die Heizung vor allem deshalb als Erde wirken kann, weil sie aufgrund der (oberirdischen) Leitungslänge einen ausreichenden Gegenpol zur Antenne abgibt. Und genau wegen dieser Leitungslänge kann die Heizung auch eine brauchbare Antenne sein. Dann muss etwas anderes den Gegenpol "Erde" bilden, etwa die Schutzleitung. Gelegentlich wird aus Sicherheitsgründen davor gewarnt, die Schutzleitung anzuzapfen. Natürlich dürfen wir nicht an die Pole der Steckdose gehen, aber warum sollten wir das geerdete Metallgehäuse des Elektrogerätes nebenan nicht als Erdanschluss verwenden dürfen?

Nachteilig bei den Ersatzantennen ist ihre mitunter starke kapazitive Belastung. Damit wirken sie verstimmend und dämpfend auf den Schwingkreis. Der Vorteil, dass sie relativ viel Antennenenergie abgeben, wird oft mit einer miserablen Trennschärfe erkauft. Die großflächige Alufolienantenne auf meinem Dachboden ist eine ausgesprochene "Matschantenne", holt aber zuverlässig etwas herein, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Der am langwelligen Ende liegende Ortssender kommt deutlich herein, die anderen Sender bilden eher einen vielstimmigen Chor.

Hilfsantennen (Mittelwelle)

Hilfsantennen sind so etwas wie "Notantennen"; sie kommen zum Einsatz, wenn die anderen Möglichkeiten ausscheiden. Von vornherein erwarten wir von ihnen eine geringere Leistung, obwohl sie im Einzelfall durchaus für eine positive Überraschung gut sein können. In der Regel handelt es sich um kurze Zimmerantennnen, z.B. einige Meter Draht, irgendwo im Zimmer ausgelegt oder mit einer Krokodilklemme an der Gardine befestigt.

Doch wenn die Empfangsbedingungen gut sind, können solche Antennen durchaus zufriedenstellend arbeiten. Dann können wir sogar daran denken, die Antenne im Zimmer fest zu installieren. So lässt sich der Draht in Deckennähe rund um das Zimmer spannen, wobei wir schon an die Dimension einer "richtigen" Drahtantenne herankommen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Rückseite eines Schrankes mit Alufolie zu bekleben. U.U. kann eine solche Folienantenne sich als recht brauchbar erweisen. Doch wie gesagt, das hängt sehr stark von den örtlichen Empfangsbedingungen ab, wobei die baulichen Verhältnisse eine große Rolle spielen.

Eigentlich ist der Begriff "Hilfsantenne" nicht ganz zutreffend, denn abgesehen von der schwächeren Energie, die sie im Vergleich zu den Ersatzantennen abgeben, ermöglichen sie einen trennschärferen und oft auch störungsfreieren Empfang. Besonders nachts, wenn bessere Empfangsbedinungen vorliegen, macht sich dieser Vorteil bemerkbar.

Antennen für den KW-Bereich

Im Kurzwellenbereich haben wir eine andere Situation. Was im Mittelwellenbereich bestens funktioniert, kann im Kurzwellenbereich enttäuschend sein. Besonders die genannten Ersatzantennen belasten den Schwingkreis u.U. kapazitiv so stark, dass aufgrund großer Verstimmungen womöglich nichts mehr empfangen wird, oder nicht das, was wir empfangen möchten. Umgekehrt können kurze Drahtantennen erstaunlich wirkungsvoll sein. Es lohnt sich, einige verschieden lange Drähte griffbereit zu halten.

Magnetische Antennen

Alle bisher genannten Antennen reagieren auf elektrische Felder, sie nehmen also die elektrische Komponente der elektomagnetischen Wellen auf. Es gibt aber auch Antennen, die auf die magnetischen Felder reagieren. Eine solche Antenne besteht z.B. aus einer Spule mit einem besonders großen Durchmesser, damit sie die magnetischen Wellen möglichst effektiv einfangen kann. Durch diese Formgebung erhalten wird die Rahmenantenne. Eine andere Möglichkeit besteht darin, einen Ferritstab als Spulenkern zu verwenden; das Ergebnis ist die Ferritantenne.

Magnetische Antennen haben entsprechend der Charakteristik magnetischer Felder eine starke Richtwirkung. Für einen optimalen Empfang müssen sie also u.U. gedreht werden, wodurch aber auch störende Sender abgeschwächt werden können. Außerdem bietet es sich an, die schon vorhandene Spule gleich zu einem Schwingkreis auszubauen, so dass die Ankopplung an einen weiteren Schwingkreis entfällt. Gelegentlich wird der Antenne ein breitbandiger Verstärker nachgeschaltet; auf diese Weise erhält man eine wirkungsvolle, aktive Antenne.

Die von magnetischen Antennen eingefangene Energie ist relativ gering, so dass eine Nachverstärkung unerlässlich ist. Für einfachen Detektorempfang ohne HF-Verstärkung sind solche Antennen also nicht geeignet. Wohl aber können wir eine Ferritantenne als Schwingkreisspule verwenden und an eine externe Hilfsantenne anschließen. Aber dann ist es keine magnetische Antenne mehr.


Zusammenfassung

Das Experimentieren mit einfachen Radioschaltungen ist auch und vor allem ein Experimentieren mit Antennen. Die meisten verfügbaren Antennenlösungen werden Kompromisse sein. So sollte man sich nicht mit der ersten, halbwegs funktionierenden Antenne zufrieden geben, sondern weitere Möglichkeiten ausprobieren. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal auf die Einheit von Antenne und Erde hinweisen. Eine andere Antenne suchen kann auch bedeuten, einen anderen Erdanschluss zu testen.

Da ich alle Grundschaltungen gründlich "durchexperimentiert" habe, könnte es aufschlussreich sein, welche Antennen ich dabei benutzt habe. Die schon erwähnte, großflächige Folienantenne auf dem Dachboden benutze ich nur, wenn nichts anderes geht. Dann klemme ich den Empfänger unter den Arm und gehe ins Obergeschoss, wo ich an die Antenne herankomme. Ansonsten experimentiere ich im Hobbykeller, wo ich zwei Antennen zur Auswahl habe. Da ist einmal die Dachrinne, an deren Abflussrohr ich einen Anschlussdraht mit einer Blechschraube befestigt habe. Der Draht wird durch eine Bohrung im Fenstrrahmen nach innen geführt. Diese Ersatzantenne ist nicht besonders gut, reicht aber, auch tagsüber. Abends stöpsel ich grundsätzlich auf die Innenantenne um, etwa 5 m Kabel, notdürftig an der Deckenvertäfelung befestigt.

Auch für den Erdanschluss habe ich zwei Möglichkeiten. Am Wasserhahn habe ich eine blanke Bananenbuchse mit einer Rohrschelle festgeklemmt. Falls möglich, ziehe ich das Erdkabel (ebenfalls etwa 5 m) aber ab und lasse es einfach auf dem Boden liegen. Der Empfang ist dann zwar leiser, aber deutlich trennschärfer.

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