Warum Radioversuche?
Nach meiner Meinung gehören Radioversuche zu den wichtigsten und interessantesten elektronischen Versuchen. Wichtig sind sie deshalb, weil sie ein breites Spektrum der elektronischen Schaltungstechnik umfassen. Wer sich intensiv mit einer Radioschaltung beschäftigt, muss sich zwangsläufig mit einer großen Bandbreite der elektrisch-elektronischen Grundlagen auseinandersetzen.
Interessant sind die Versuche wegen der oft verblüffenden, nur selten vorhersagbaren Ergebnisse, vor allem aber wegen der vielen Experimente, die man mit ihnen anstellen kann. Dazu ein Beispiel: Wer ein "Treppenhauslicht" als Versuch aufbaut, kann anschließend vielleicht noch einen Kondensator austauschen, um andere Zeitspannen zu erhalten. Vielleicht führt er den Versuch Freunden oder der verständnisvollen Ehefrau vor - und das war's dann. Wenn wir jedoch eine Radioschaltung aufbauen, dann geht es nach dem ersten Funktionieren erst richtig los. Stundenlang, ja tagelang können wir uns mit der Schaltung beschäftigen. Wir können versuchen, sie zu optimieren, wir können auf Sendersuche gehen, oder - auch das - wir können einfach unsere Schaltung zum Radiohören verwenden. Nachrichten sind gleich interessanter, wenn sie aus einem selbstgebauten Empfänger ertönen. Ein funktionsfähiger "Selbstgebauter" steht bei mir immer auf dem Fensterbrett im Hobbykeller. Mal höre ich damit den Deutschlandfunk, mal die Deutsche Welle, je nachdem, ob ich gerade in MW oder KW "mache". Den daneben stehenden, gekauften und entsprechend leistungsfähigen Empfänger gebrauche ich eigentlich nur zum Einstellen und Vergleichen.
Auch das ist typisch für Radioversuche. Wenn eine Schaltung im Experiment gut funktioniert, ist man versucht, sie anschließend dauerhaft als Gerät aufzubauen. Dabei kommt es gar nicht so sehr auf Leistungsfähigkeit an, sondern auf eine interessante Bedienung oder Gestaltung. Selbstbaugeräte lassen sich beliebig gestalten, und häufig entdeckt man dabei, dass sichtbare Technik überaus ästhetisch sein kann. Die Zeiten, wo man versuchte, im Selbstbau die Leistung kommerzieller Geräte zu erreichen oder ihr Aussehen zu imitieren, sind vorbei.