Mit oder ohne Röhren?

Zurzeit erleben die Radioröhren im Bastelkeller einen regelrechten Boom, wobei sicherlich eine Portion Nostalgie mitschwingt. Doch wir würden uns die Antwort zu einfach machen, wenn wir nur nostalgische Motive unterstellen würden. Ebenso falsch wäre es, der Röhre Fähigkeiten zuschreiben zu wollen, die sie nicht besitzt. Niemand wird heute noch ernsthaft auf den Gedanken kommen, z.B. Digitalschaltungen mit Röhren aufzubauen, obwohl das geht. Was also sind die Gründe für die Wiederentdeckung der Röhre?

Ich möchte mich an dieser Stelle nicht an der Diskussion beteiligen, ob Röhrenverstärker wirklich einen angenehmeren Klang abgeben als Transistorverstärker, wie einige Musiker überzeugt darlegen. Ich möchte auch nicht (hier jedenfalls nicht) über die Phaszination sprechen, die zweifellos von einer Röhre ausgeht. Der Hauptgrund, warum die Röhre im Zusammenhang mit Radioversuchen ins Spiel kommt, liegt woanders.

Die Röhre hat in der Radiotechnik von Beginn an eine enorme Rolle gespielt. Etwa drei Jahrzehnte lang prägte sie die Technik des Radioempfangs, bis sie in den 60er Jahren nach und nach von den Transistoren abgelöst wurde. Gerade die einfacheren Schaltungskonzepte der Anfangszeit waren ohne Röhre undenkbar, und wenn wir uns heute mit elementaren Radioexperimenten befassen, dann ist das immer auch ein Weg zurück zu den Anfängen. Der Verzicht auf Röhrenversuche würde insofern einen wichtigen Aspekt außer Acht lassen.

Hinzu kommt, dass sich mit Radioröhren recht klare und übersichtliche Schaltungen aufbauen lassen. Der Schaltungsaufwand ist in der Regel geringer als bei Transistorschaltungen. Andererseits sollen auch die Nachteile nicht verschwiegen werden: Röhren erfordern eine aufwendigere Stromversorgung. Selbst wenn sie mit niedrigen Spannungen betrieben werden, was schon aus Sicherheitsgründen ratsam ist, bleibt immer noch die Heizung, die einiges an Leistung verschlingt.

Ich denke, man sollte bei Radioexperimenten sowohl auf Transistoren als auch auf Röhren zurückgreifen, evtl. auch auf ICs. Das Argument "Röhren sind doch seit Jahrzehnten überholt" möchte ich jedenfalls nicht gelten lassen. Wenn ausschließlich moderne Hochleistungstechnik zählen würde, brauchten wir uns mit dem Selbstbau von Radios nicht zu befassen.

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