Lectron - Geschichte und aktuelle Situation

1967

Das Experimentiersystem wurde von einer Firma "Egger" entwickelt und unter der Bezeichnung "Egger Lectron" vermarktet. Doch bezüglich dieser Firma stößt man auf widersprüchliche Informationen. Mitunter ist von einer schweizer Firma die Rede; aus anderer Quelle ist zu erfahren, dass es sich dabei um eine süddeutsche Firma unter der Leitung der Brüder Theodor und Johann Egger gehandelt habe, dieselbe Firma, die auch die Egger-Modellbahn hergestellt hat.

Ebenso verschwommen und teilweise widersprüchlich sind die Zeitangaben. Insofern ist der folgende Abriss der Lectron-Geschichte mit gewissen Vorbehalten zu sehen.

1966 Das System erscheint unter der Bezeichnung "Egger Lectron".
1967 Die Elektrofirma Braun übernimmt das System und vertreibt es unter der Bezeichnung "Braun Lectron". Das Design der Bausteine wird überarbeitet und dem typischen "Braun-Design" angepasst. Es kommen erste Erweiterungen hinzu, so z.B. das bekannte "Braun-Buchlabor" für Kinder und Anfänger.
1974 Unter der Leitung des Braun-Ingenieurs Manfred Walter wird das Lectron-System in einer eigenständigen Firma, der Lectron GmbH, hergestellt. Die Produktbezeichnung lautet nun schlicht "Lectron". In dieser Phase erfährt das System umfangreiche Erweiterungen. Eine Fülle neuer Bausteine kommt hinzu, und das Angebot wird immer stärker am Bedarf von Schulen ausgerichtet.
2001 Aus Altersgründen überträgt Manfred Walter das Lectron-System mitsamt der Produktionsanlagen dem "Frankfurter Verein für soziale Werkstätten" als Schenkung. Die Kästen werden nun in einer beschützenden Werkstatt hergestellt.

2005

Das Lectron-System wurde am 10.05.1967 patentiert (Patentschrift 1 228 081). Das Patent, das inzwischen natürlich erloschen ist, bezog sich aber nur auf konstruktive Merkmale wie z.B. wie die Herstellung der Kontakte mit Kontaktplättchen oder die magnetische Haftung auf der elektrisch leitenden Grundplatte. Die Idee, mit Hilfe von Verbindungsbausteinen einen schaltplanähnlichen Versuchsaufbau herzustellen, war nicht eingeschlossen, und so ist es erklärlich, dass ähnliche Prinzipien bald auch bei anderen Experimentalsystemen (z.B. Leybold) angewandt wurden.

Lectron hat zu keiner Zeit den Bekanntheitsgrad und die Verbreitung anderer Systeme wie z.B. der Kosmos- oder Philips-Experimentierkästen erreicht. Ein Grund dafür ist sicherlich im deutlich höheren Preis zu suchen. Vielleicht spielt dabei auch eine Rolle, dass sich Lectron immer stärker an die Schulen gewandt hat und den privaten Markt vernachlässigt hat. Die Vermarktung des Systems erfolgt äußerst defensiv. Typisch dafür ist die Internetseite: Keinerlei Werbung, keine Hinweise auf aktuelle Entwicklungen. Die fast verschämt eingestreuten Preislisten und der PDF-Bestellschein sind kaum mehr als vage Hinweise, dass man Lectron auch kaufen kann.


Abschließend ein kleiner Blick in die aktuelle Fertigung von Bausteinen. Bei dem nebenstehend abgebildeten Baustein handelt es sich um einen 4-bit-Binärzähler.


Die beiden unteren Bilder zeigen die Platinen dieses Bausteins im Fertigungsprozess, und zwar von der Vorder- und Rückseite.


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