Systemübersicht und Ausstattung
Systemübersicht
Es gab eine enorme Fülle von Grund- und Aufbaukästen; insgesamt waren es mehr als 50 verschiedene Kästen, die sich mit Elektronik befassten. Ich will gar nicht erst versuchen, all die Kästen in übersichtlicher Form aufzulisten. Es reicht, wenn ein ambitionierter Kenner der Philips-Kästen dieses bereits getan hat. Auf
http://norbert.old.no/exp/philips.html
finden Sie die komplette Systemübersicht. An dieser Stelle nur ein kurzer Überblick über die Baukastenserien:
Serie: | Erscheinungsjahr: | Merkmale: |
EE 10/20 | 1963 | alles auf einer waagerechten Grundplatte |
EE 1000 | 1967 | senkrechte Frontplatte |
EE 2000 | 1974 | blaues Experimentierpult |
EE 2001 | 1976 | blaues Experimentierpult, Bausteine mit integrierten Schaltungen |
EE 3000 | 1982 | blaues Experimentierpult, Videotechnik |
Ausstattung
Bei den vielen Kästen würde eine vollständige Auflistung der Bauteile den Rahmen sprengen. Auch über die Ausstattung können Sie sich umfassend auf der angegebenen Internetseite informieren. Zu vielen Kästen sind dort die Bauteillisten aufgeführt. Falls nicht, können Sie von http://ee.old.no/library das entsprechende Anleitungsbuch herunterladen und sich darin einen Überblick über die Ausstattung verschaffen. In der Regel ist es am günstigsten, in den Anleitungsbüchern zu den größeren Grundkästen nachzusehen, weil darin meistens auch die Bauteile der kleineren Kästen tabellarisch erfasst sind. - Die vollständigen Bauteillisten dürften ohnehin nur für Sammler interessant sein. Da ich mich vorwiegend mit den technischen Merkmalen befasse, sollten an dieser Stelle einige allgemeine Hinweise reichen.
Ein Vorteil des Philips-Systems war, dass zum großen Teil auf handelsübliche (und preiswerte) Bauteile zurückgegriffen wurde. Mit Widerständen und Kondensatoren wurde nicht gespart, was sich zweifellos positiv auf die Qualität der Schaltungen auswirkte. Ebenso war es leicht, Bauteile zu ersetzen. Heute ist es schwieriger, noch Ersatz zu beschaffen, weil die Bauteile achsiale und möglichst strapazierfähige Anschlussdrähte haben müssen. Doch mit etwas bastlerischem Geschick kann man sich helfen.
Peripherie-Bauteile
Was die peripheren Bauteile (Potis, Lautsprecher usw.) betrifft, so gab es weniger Änderungen als die Vielzahl der Kästen oder die verschiedenen Bauformen der Experimentierpulte vermuten lässt. Vergleicht man z.B. die Ausstattung der Frontplatte (Serie 1000) mit der Ausstattung der Bedienungskonsole (Serie 2000), dann findet man fast die gleichen Bauteile vor, nur eben anders montiert.
Im wesentlichen waren das:
- Lautsprecher 150 Ohm
- Potentiometer 10 k mit Schalter
- Potentiometer 47 k (als Trimmer)
- Drehkondensator 180 pF
- Doppel-Drehkondensator 2 x 180 pF
- Schiebeschalter 2 x um
- kombinierter Tast- Einschalter
- Kristall-Ohrhörer
Der Lautsprecher wurde später durch einen solchen mit 15 Ohm Impedanz ersetzt. Damit die Schaltungen beibehalten werden konnten, musste der niederohmigere Lautsprecher über einen speziellen Mini-Übertrager angeschlossen werden.
Transistoren
Die Transistoren wurden wiederholt der technologischen
Entwicklung angeglichen. Die Serie 10/20 arbeitete ausschließlich
mit Germaniumtypen: OC72, OC75, AF116, AC126.
Bei der Serie 1000 wurden bereits hauptsächlich Siliziumtypen
eingesetzt: BF194, BC148, BC158, BC238. Hinzu kam ein
Germanium-Kleinleistungstransistor AC132.
Ab Serie 2000 wurde ausschließlich Siliziumtechnik verwendet:
BF194 (später BC494), BC238 (später BC548), BC328, BC158,
BF245 (BF244).
Induktive Bauteile
Bei den Kästen der Standardserien kamen folgende Bauteile zum Einsatz
- Drossel 9,5 mH
- Ferritantenne MW
- Ferritantenne LW
- Oszillatorspule
- ZF-Spule
Für den Abstimmkreis wurde grundsätzlich die Ferritantenne benutzt. Sie bestand aus einem Ferritstab 10 x 100 mm, auf den entweder eine MW-Spule oder eine LW-Spule geschoben werden konnte. Diese Spulen waren Sezialanfertigungen, ebenso wie die Oszillator- und ZF-Spule. Mit 400 uH hatte die MW-Spule eine sehr große Induktivität, um die geringe Kapazität des Drehkondensators (180 pF) aufzufangen.
Abgebildet ist die "rote Spule" (ZF-Spule). Sie war aus einer mehradrigen Litze gewickelt und so gebaut, dass die Anschlussdrähte ins Raster der Kontaktklemmen passten. Außerdem gab es noch die "weiße Spule" (Oszillatorspule), die ähnlich aussah.
Später, mit dem Kasten 2005, wurden die Spezialanfertigungen durch handelsübliche, gekapselte Miniaturspulen abgelöst. (Wegen Berücksichtigung des technischen Fortschritts, versucht das Anleitungsbuch zu überzeugen.)
Integrierte Schaltungen
Der Einsatz integrierter Schaltungen erfolgte m.W. erstmals in der Serie 2001. Es war zunächst der Vierfach-Operationsverstärker LM 3900, der - montiert auf einem größeren Brettchen - verwendet wurde. Im Zusatzkasten "Digitaltechnik" kamen einige ICs der 74er-TTL-Reihe hinzu. In der Serie 3000 wurde, mit einem anderen Ansatz, die Verwendung von ICs fortgesetzt.
Die Bildröhreneinheit
Sie war zweifellos der Höhepunkt der Serien 1000-2000 und in den Kästen 1007 bzw. 2007 enthalten. Damit konnten Oszilloskop- und Fernsehversuche durchgeführt werden. Für Fernsehversuche waren noch weitere Bausteine erforderlich, die in den Kästen 1008 bzw. 2008 enthalten waren. Es versteht sich, dass wegen der komplizierten Schaltung und insbesondere der erforderlichen, hohen Spannung die Bildröhreneinheit nur komplett aufgebaut und gekapselt zur Verfügung stand.
(Aus einem Prospekt Anfang der 70er Jahre. Vorne, über dem Bildschirm, ragen die Anschlüsse heraus.)