Erfahrungen und Wertung

Vorab: Es fällt mir äußerst schwer, über diesen Experimentierkasten objektiv zu berichten, weil ich ihm sehr viel zu verdanken habe. Deshalb versuche ich gar nicht erst, eine objektive Beurteilung vorzunehmen, sondern schildere nur meine persönlichen Erfahrungen.

Ich glaube nicht, dass ich mit einem umfangreichen elektronischen Wissen aufwarten kann, aber das, was vorhanden ist, habe ich zum großen Teil diesem Kasten zu verdanken. Man mag über Heinz Richter und seinen Stil geteilter Meinung sein, doch auf mich wirkte er mit seinem Engagement und seiner Liebe zum elektronischen Detail äußerst motivierend. Dass dabei auch seine besondere Vorliebe für Radioversuche übergesprungen ist, dürfte an manchen Stellen meiner Internetseite wohl erkennbar geworden sein.

Hinzu kommt, dass das Elektronik-Labor X zu jener Zeit die einzige, ernst zu nehmende Plattform für eigene Versuche darstellte. Die Kästen von Philips konnten m.E. nicht mithalten, weil sie zuviel vorausschauende Planung erforderten und der Versuchsaufbau damit ziemlich umständlich war. Das ging mit dem Labor X schneller: einfach die benötigen Bauteile irgendwo aufstecken, die Strippen anklemmen - fertig. Es versteht sich, dass ich mir eine Reihe von Klemmen und leeren Bauteilplatten besorgt hatte, so dass ich das Repertoire erweitern konnte. An die Grenzen stieß ich schließlich, als integrierte Schaltungen auch im Heimlabor unersetzlich wurden. Aber da gab es schon die Hirschmann-Platte.

Ja, ich hatte eine Unmenge von eigenen "Probierschaltungen" auf dem Elektronik-Labor X aufgebaut, aber auch größere Versuche, die ich in den Anleitungsbücheren anderer Systeme fand. So entdeckte ich kürzlich beim Durchblättern des Buches zum Philips-Kasten 2003 folgendes Randgekritzel, das ich hier authentisch wiedergebe:

Doch wie gesagt, es handelt sich hierbei um subjektive Einstellungen. Mancher Liebhaber von Philips-Kästen mag umgekehrt vorgegangen sein. Auf keinen Fall möchte ich die Philips-Kästen abwerten, und wer will bestreiten, das gerade die Philips-Kästen hervorragende Versuchsschaltungen boten. Nur - ich kam bei meiner Art zu experimentieren besser mit dem Elektronik-Labor zurecht. Zur Erklärung: Der Begriff "TUN" wurde von der Zeitschrift "Elektor" geprägt. Das ist nichts weiter als ein beliebiger npn-Transistor, der bestimmte Minimalanforderungen erfüllt. Meine TUN-Schachtel war immer gut gefüllt.

Natürlich hatte das Kosmos-System auch seine Schwachstellen. Die "Strippenklemmerei" war nicht gerade komfortabel, aber sie funktionierte. So unästhetisch die Messingklemmen auf mich wirkten, so zuverlässig stellten sie die Kontakte her. Andere Dinge, die mich störten, habe ich durch "Baumaßnahmen" beseitigt. So ersetzte ich die unsicheren Halterungen der Monozellen durch kontaktsichere Batteriehalter für Mignonzellen. Wenn die Drahtenden, die mit Schrauben festzuklemmen waren, immer wieder "rausgequetscht" wurden, setzte ich Lötkolben und Lötösen ein. Für mehr Stabilität des Kunststoff-Pultes sorgten einige zusätzliche Verschraubungen. Na ja, und da sich der Kunststoff wunderbar bohren ließ, kamen zusätzliche Potis und Anschlussbuchsen ins Pult.

Ein anderer Punkt, den ich kritisieren möchte: Zur Zeit, als das Elektronik-Labor erschien, fand gerade der Übergang von der Germanium- zur Siliziumtechnik statt. Das hatte Auswirkungen auf das Telekosmos-Praktium, und zwar nicht nur positive, wie ich im Nachhinein feststelle. Standardmäßig wurden noch Germanium-Transistoren verwendet, doch ergänzend kam ein npn-Silizium-Transistor hinzu. Sehr häufig wurden die beiden Typen gemischt verwendet, was die Verständlichkeit der Schaltungen nicht gerade erleichterte. Besonders von Anfängern sind Schaltungen in solcher Komplementärtechnik nicht einfach zu durchschauen. Ich jedenfalls hatte einige Probleme damit und fand die reinen npn-Schaltungen der Philips-Kästen wesentlich klarer und durchschaubarer.

Wie schon auf der Seite zum Anleitungsbuch ausgeführt, fand ich ferner die Schaltbilder nicht sonderlich übersichtlich. So manches Schaltbild habe ich ganz oder teilweise umgezeichnet.

Am intensivsten habe ich die Kästen XG und XS genutzt. Die Versuche des Kastens XR fand ich nur zum Teil interessant genug, um mir die Mühe des Aufbauens zu machen. Gemischte Erfahrungen machte ich mit dem Kasten XU. Die äußerst sensiblen Versuche im KW- und UKW-Bereich gelangen durchaus nicht alle; mir fehlte aber auch die Geduld, die erforderlichen Feinabstimmungen vorzunehmen.