Erfahrungen und Wertung

Als ich mir Anfang der 90er Jahre einen Kasten X4000 anschaffte, war ich vor allem neugierig darauf, was sich bei Kosmos tat, insbesondere nach den Kosmotronik-Kästen, die bei mir keine Begeisterung auslösten und die ich schlicht links liegen ließ.

Viele Versuche habe ich mit dem Kasten nicht durchgeführt, wobei ich anmerken muss, dass ich zu jener Zeit nicht sonderlich aktiv war, was das Experimentieren anbetrifft. Es war mehr ein Ausprobieren, "wie das damit wohl geht". Keine Frage, es ging gut, und die vielen Drahtbrücken störten mich weniger als die wackeligen Potiachsen. Den Radioversuch hatte ich damals noch nicht zum Funktionieren gebracht, aber das war die Ausnahme.

Interessanter als das Experimentieren mit dem Kasten fand ich das Herumschnüffeln in dem Anleitungsbuch. Das Versuchsrepertoire war hochmodern, und die Schaltungen waren gespickt mit pfiffigen Details. Ich entdeckte in dem Buch eine Fülle von Anregungen, so dass ich es griffbereit in das Bücherregal stellte, während der Kasten erst mal für einige Jahre auf dem Dachboden verschwand.

Heute, wo ich mich wieder intensiver mit elektronischen Experimentierkästen auseinandersetze, ist "Kosmos electronic X" für mich erneut interessant geworden, zum einen, weil dieser Kasten inzwischen Geschichte ist, zum anderen, weil das Versuchsangebot immer noch aktuell ist. So habe ich einige umfangreichere Versuche damit aufgebaut und dabei den AMP, diesen "TBA820-Rohling" schätzen gelernt. Es ist schon imponierend, was die Autoren aus diesem Baustein herausgeholt haben. Nachdem ich inzwischen über eine leistungsfähige Antenne verfüge, klappt nun auch der Radioversuch.

So will ich denn versuchen, ein kurzes Facit zu ziehen:

  • "Kosmos electronic X" bietet ein fundiertes, breit angelegtes Versuchsspektrum. Wer die Versuche überlegt durchführt, erwirbt ein solides Wissen über die Grundlagen der elektronischen Schaltungstechnik.
  • Das Experimentierpult ist sehr handlich, solide und - trotz der komischen, englischen Beschriftung - sympathisch. Schwächen zeigen sich in der mechanischen Ausführung der Potis sowie der ungünstigen Anordnung der Steckfedern.
  • Das System ist hervorragend geeignet, eigene Schaltungen auszuprobieren. Man benötigt allerdings etwas Erfahrung im Umgang mit diesem System, um günstige und einigermaßen übersichtliche Leitungsführungen zu finden.
  • Das System ist sehr gut mit eigenen Mitteln ausbaufähig, da meistens handelsübliche Bauteile verwendet werden. Aber auch die Anfertigung von kleinen Zusatzmodulen ist überhaupt kein Problem. Ein Stückchen Streifenrasterplatine, einige Lötstifte, die entsprechenden elektronischen Komponenten, mehr benötigt man nicht. Allerdings ist dabei zu beachten, dass das Rastermaß der Steckfedern 5 mm beträgt, während die üblichen Lochraster dem Rastermaß 5,08 mm folgen. Bei kleineren Modulen ist diese Abweichung aber noch tolerierbar.

Mit "electronic X" erreichte Kosmos eine neue Klasse der Leistungsfähigkeit. Ich persönlich werde den Kasten nicht wieder auf den Dachboden tragen, sondern demnächst eine Lücke füllen, indem ich das System für weitere Radioversuche herrichte. Platz für einen Drehkondensator wird sich in der Bedienungskonsole wohl noch finden lassen, und bei der Gelegenheit kann ich auch gleich richtige Potentiometer einbauen.

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